Das gibt’s nur in Österreich: Weihnachten in den Kellergassen

“Jeder, der schon mal in Wien war, kennt sie: Die Heurigen. Lokale, in denen selbst gekelterter Wein ausgeschenkt wird und das in äußerst gemütlichem Ambiente mit reichlich gutem Essen – außerhalb von Wien nennt man sie auch “Buschenschenken”. Und jeder, der schon mal in Wien war, liebt sie – die Heurigen. Ähnlich ist es mit den “Kellergassen” – auch die gibt es (fast) nur in Österreich. Denn irgendwo muss der gute Wein beim Heurigen ja herkommen. Und wer einmal in solch einer Kellergasse spaziert, geradelt oder gewandert ist, der weiß, dass ein solcher Hohlweg eine ganz besondere und wildromantische Stimmung ausstrahlt.

Zur Vorweihnachtszeit werden diese Kellergassen in Niederösterreich und im Burgenland zu traumhaft romantischen Kulissen von Advent- und Weihnachtsmärkten: Zu beiden Seiten des Hohlwegs schmiegen sich die kleinen Presshäuser oder Kellerstöckl an den meist nicht asphaltierten Weg. Lokale Produzenten haben vor den Kellerabgängen ihre “Standln” aufgebaut und bieten ihre selbst produzierten Waren feil. Manchmal darf man auch hinabsteigen in die dunklen, nur durch Kerzen beleuchteten Kellerröhren und unterirdisch einkaufen. Am Anfang der Kellergasse ist man zunächst bei einem Winzer zu Gast, der auf ein “Achterl” vom neuen Grünen Veltliner lädt. Danach spaziert man bergan – durch ganz schmale erdige Hohlwege – und kehrt immer wieder ein: In den Presshäusern gibt es Speck, Käse, Glühwein und Selbstgebasteltes. Viele weihnachtliche Besonderheiten, meist noch selbst gebastelt und natürlich selbst gekocht. Deftiger wird es dann bei frischen Würsteln vom Wild und Wildschweinleberkäse, bei Erdäpfelschmarrn und süßen Köstlichkeiten aus der österreichischen Mehlspeisküche wie etwa der “ÜberdrüberSchnitte”.

Aber eigentlich geht es in den Kellergassen -auch im Winter- in erster Linie um den Wein: Es gibt roten und weißen Glühwein, oft auch “Schilcher-Glühwein” aus der speziellen blauen Wildbachertraube – eher “herb” im Abgang. Doch ein Achterl vom Grünen Veltliner, das geht in den Kellergassen zu jeder Zeit – auch im Advent. Wildromantisch ist es, selten verschneit, oft in abendlichen Nebel gehüllt: Ein Spaziergang in einer weihnachtlich geschmückten, dunklen Kellergasse lässt jeden touristischen und überfüllten Adventmarkt in den Großstädten sehr “alt” aussehen. Zudem sind die Kellergassen in Österreich ein geschütztes Kulturgut – auch zu Weihnachten.

Die Kellergassenfeste und damit auch der Advent in den Kellergassen ist über die Grenzen von Österreich hinaus bekannt. Und Weinorte, die keine Kellergasse haben, die besinnen sich auf andere Hohlwege, die einst im Dorfleben eine gewichtige Rolle gespielt haben: Die Viehtriften. Das sind ebenfalls immer noch ungeebnete Karrenwege, die früher vom Dorf hinaus auf die Weide führten. Auch dort findet man, vor allem in Niederösterreich, noch an jeweils einem Wochenende in der Adventzeit, einen Weihnachtsmakt. Je rarer, desto besser. So auch in der “längster Kellergasse der Welt” – die befindet sich in Niederösterreich – mit stolzen 1600 Metern Länge und sage und schreibe 400 Kellern und Presshäusern. Viel Konkurrenz gibt es nicht: Nur noch im nahen Südmähren gleich hinter der Grenze und vereinzelt in Ungarn und Slowenien gibt es noch solche Kellergassen.

Aber es ist nur in Österreich, dass diese Kellergassen immer noch belebt sind und bewirtschaftet werden. Der Besuch eines echten “Kellergassen-Advents” ist das beste Beispiel dafür.

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