By Expedia Team, on December 8, 2016

Weihnachten in Japan: Von Herrn Santa und frittiertem Hühnchen

“ANDERS, Aber Stimmungsvoll
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Weihnachten in Japan ist natürlich nicht dasselbe wie in Deutschland. Die Familie fehlt, die Adventszeit und auch der gesamte christliche Ursprung des Weihnachtsfestes sind kaum bekannt, es gibt keine Plätzchen-Backtradition und auch dieses urige Gefühl, dass mich immer zur Adventszeit in Deutschland überkommen hat, will sich nicht so recht einstellen.

Dagegen ist Weihnachten in Japan merkwürdig, skurril, und irgendwie auch total interessant. Denn eigentlich gibt es das Fest in dem Sinne hier ja nicht: Nur weniger als ein Prozent der Bevölkerung ist christlich und über die Weihnachtstage wird generell auch noch ganz normal gearbeitet (ich nehme mir da also Urlaub), von Familienfest also keine Spur. Stattdessen hat man übrigens am 23.12. frei, dem Geburtstag des Tenno, des japanischen Kaisers, – aber das nur am Rande.
Weihnachtsdekoration in Japan

Weihnachten Auf (fast) Amerikanische Art
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Ursprünglich finden sich dennoch Aufzeichunungen, die behaupten, dass Weihnachten zum ersten Mal während einer christlichen Messe in der Yamaguchi Präfektur Mitte des 16. Jahrhunderts gefeiert wurde, damals von Jesuitenmissionaren. Da das Christentum jedoch ab dem 17. Jahrhundert für Jahrhunderte in Japan verboten war, dauerte es danach erst einmal ein wenig, bis das Weihnachts-Thema im 20. Jahrhundert durch den amerikanischen Einfluss auf das Land wieder langsam auflebte.

So ist der Weihnachtsmann hier als “Santa-san”, Herr Santa, bekannt, oder eben als Santa Kurosu (Santa Claus), und das allgemeine Bild scheint eher das einer amerikanischen Weihnacht mit roten Socken am Kamin und Rudolph dem Rentier zu entsprechen. Tatsächlich glauben auch überraschend viele Kinder im Vorschulalter an den Herrn Santa, der am 24. oder 25. (so genau wird das hier nicht genommen) die Geschenke bringt.

Japanischer Weihnachtskuchen

Nichtsdestotrotz haben sich nach und nach ganz eigene Weihnachtsbräuche in den japanischen Alltag eingeschlichen: So kann man bereits Wochen im voraus den sogenannten Kurisumasu Keki, oder eben Christmas Cake bestellen, der dann pünktlich zu Heiligabend zu Hause eintrifft. Traditionell ist es ein Sahnekuchen mit Erdbeeren, aber inzwischen werden Kuchen in allen möglichen Varianten und mit niedlichen Verziehrungen angeboten.

Japanisches WeihnachtsessenDas ist aber noch nicht genug des weihnachtlichen Kommerzes: Man isst zudem frittierte Hähnchenflügel, am besten die von Kentucky Fried Chicken. Wann und warum das angefangen hat, weiß niemand mehr so genau, – ob es eine schlaue Marketingstrategie oder eine Neuinterpretation der amerikanischen Truthahn-Tradition war, das wird wohl ein Rätsel bleiben. Dem Hähnchenflügel-Business tut es jedenfalls keinen Abbruch, und falls man sich Sorgen darüber macht, ob man denn bei der großen Nachfrage am 24. und 25. überhaupt noch frittiertes Hähnchen abbekommt, kann man bereits im Voraus seinen Platz in dem Fastfood-Restaurant reservieren.

Weihnachten in Japan

Weihnachten, Nicht valentin
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Na ja, da ziehe ich es aber doch lieber vor, mit meinem Freund in ein schickes Restaurant für ein romantisches Dinner zu zweit gehen. Genau das ist Weihnachten in Japan nämlich auch, ein Pärchentag, und zwar viel aufdringlicher als der eigentliche Valentinstag. Sogar so einige Verlobungen sollen an diesem Tag im Jahr bereits vollzogen worden sein (wenn es sich schon einmal anbietet..). Mit viel Mühe macht man (frau) sich zurecht, zieht sein bestes Kleid (oder eben einen schicken Anzug) an und hofft, dass der Partner keine Überstunden machen muss, damit man dann, inmitten der anderen Paare ganz festlich dinnieren kann. Dabei kann frau auch schonmal leicht in Panik ausbrechen, sollte es bis Mitte Dezember nicht mit dem festen Partner klappen.

Eines hat Japan mit der westlichen Welt dann halt doch gemeinsam: An Weihnachten alleine sein ist deprimierend. Zum Glück hat man ja aber auch andere Single-Freunde, und so kann man sich als Alternative auch für eine Hausparty oder zum Trinken gehen verabreden. Zeit mit der Familie zu verbringen gehört also, außer für Familien mit Kindern, eher nicht zum japanischen Weihnachtsbild. Auch Geschenke werden nur von Eltern an kleine Kinder überreicht (im Namen von Herrn Santa, wohlgemerkt), oder der Geschenkeaustausch findet eben unter Pärchen statt. Was einem Unmengen an vorweihnachtlichem Stress erspart und somit eigentlich nicht so schlecht ist.

Funkelnde Weihnachtsbeleuchtungen
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Doch selbst wenn Weihnachten in Japan von einer besinnlichen Zeit weit entfernt und durch und durch kommerzialisiert ist, mit amerikanisch-angehauchter Weihnachtsmusik und blinkender Reklame, wohin man auch sieht, hat die Vorweihnachtszeit hier doch auch ihren Charme. Eine Attraktion, die dazu beiträgt, sind die vielen glitzer-funkelnden Weihnachtsbeleuchungen, die sich jedes Jahr wieder selbst zu übertreffen scheinen. In Tokyo kann man sie eigentlich überall finden, aber die am meisten angepriesenen Spots sind dieses Jahr wohl Shibuya mit seiner blauen “Lichterhöhle”sowie Roppongi Midtown, wo man ein ganzes Universum an Lichterketten bestaunen kann.

Weihnachten in Japan

Die berühmteste Beleuchtung in dieser Zeit ist jedoch nicht in Japans Hauptstadt anzutreffen, sondern in Kobe, wo jedes Jahr ein spektakuläres Lichterfest stattfindet, dasKobe Luminaire. Nicht zufällig hat das Festival einen italienischen Namen, denn die Lichter wurden anlässlich des großen Erdbebens 1995 in der Kobe-Region von der italienischen Regierung gespendet. Doch trotz dieses traurigen Anlasses kann man einfach nur überwältigt sein von den vielen künstlerisch zusammengesetzten Lichtbildern. Das Festival steht auf jeden Fall noch auf meiner (nicht enden wollenden) To do – Liste für Japan.

Aber auch wenn die Weihnachtszeit in Japan erfrischend anders sein kann, ganz ohne deutsche Weihnachts- und Adventstraditionen geht es für mich natürlich auch nicht: Während ich die Kataloge mit Weihnachtskuchen durchblättere und im Internet nach den schönsten Restaurants für mein diesjähriges Weihnachtsfest-Date durchforste, schlürfe ich (mit einem klitzekleinen bisschen Heimweh) ein wenig Glühwein, den mir meine Mutter geschickt hat und futtere selbstgebackene Weihnachtsplätzchen. Ein bisschen etwas von beiden “Weihnachtswelten” hat doch auch etwas ;)”